Das „Bündnis gegen Depressionen e.V.“ setzt sich seit vielen Jahren für die Belange psychisch kranker Menschen ein. In diesem Kontext sind viele Unterstützungen, so zum Beispiel Beratungen, Vermittlungen an Hilfeeinrichtungen, aber auch die Organisation von Events oder Hausaufgabenhilfen für Kinder depressiver Eltern Bestandteil der Arbeit.
Ein ganz besonderes Projekt konnte im Sommer 2023 dank ehrenamtlicher Hilfe und einer Spende des Lions Club Fulda umgesetzt werden.
So wurde es Familie B. ermöglicht, einen gemeinsamen Urlaub in Travemünde zu verbringen. Sowohl Herr als auch Frau B. leiden seit Jahren an einer psychischen Erkrankung. Sie kämpfen sich zwar trotz ihrer psychischen Leiden mutig durch ihr Leben, ein Urlaub sei ihnen und der gemeinsamen Tochter jedoch weder finanziell noch organisatorisch erreichbar gewesen. „Wir konnten das zunächst gar nicht realisieren“, antwortet Frau B. auf die Frage, wie sie auf die Ankündigung des Urlaubs reagiert hätten. Die Familie nahm das Angebot des „Bündnis gegen Depressionen e.V“ begeistert an. Ein Ferienort und die Unterkunft waren schnell und unter Berücksichtigung der Wünsche der Familie gefunden. „Der Ort war mir aus meiner Jugend noch vertraut und in positiver Erinnerung“, erklärt Frau B. und fügt an, dass sie diesen Ort unbedingt mit ihrer Familie gemeinsam erleben wollte.
Herausfordernd stellte sich dann jedoch die An- und Abreiseplanung dar, denn für psychisch kranke Menschen kann es mitunter zu einer Überforderung führen, eine lange Reise, mit möglicherweise auftretenden Problemen zu bewältigen.
Die Situation konnte schließlich dank der ehemaligen Sozialbetreuerin des Familienvaters gelöst werden. Frau H., mittlerweile berentet, hatte die Familie im Rahmen ihrer Tätigkeit im ambulant begleiteten Wohnen über mehrere Jahre begleitet. „Nach einer so langen Zeit und intensiven Zusammenarbeit wachsen einem die Menschen ans Herz“, berichtet Frau H. und so sei es für sie selbstverständlich gewesen, an der Umsetzung des Urlaubserlebnisses ehrenamtlich mitzuwirken.
Frau H. organisierte Koffer für die Familie, kümmerte sich um Verpflegung für die siebenstündige Autofahrt nach Travemünde. „Ich würde es jederzeit wiedermachen“, so Frau H., denn bereits auf der Hinfahrt erlebte ich die Familie in freudiger und erregter Stimmung in Hinblick auf das kommende Ereignis. Auch habe sie die große Dankbarkeit der Familie gespürt. Für psychisch kranke Menschen sei es wichtig, neue Erfahrungen zu machen und sich schöne Erlebnisse zu schaffen. Für viele sei dies, vor dem Hintergrund der krankheitsbedingten Symptomatik jedoch nur mithilfe von Unterstützung möglich.
Familie B. berichtet freudig von den Ereignissen. Sie hätten viele Ausflüge unternommen, seien im Hochseilklettergarten und Indoorspielplatz gewesen und hätten das berühmte Schulsegelschiff „Passat“ besichtigt. Das Schönste seien, insbesondere für die elfjährige Tochter, der Strand und das Meer gewesen. Sie habe zuvor noch nie die Möglichkeit gehabt, das Wasser toben zu sehen und den Sand unter ihren Füßen zu spüren. Von den Erfahrungen habe sie nach den Ferien begeistert ihren Mitschüler:innen berichten können.
„Wir konnten endlich einmal abschalten, mussten an nichts denken und konnten die Ruhe genießen“, so beschreiben Herr und Frau B. die Auswirkungen des Urlaubs auf ihren seelischen Zustand. Die Familie habe viel Kraft aus dem Erlebten ziehen können. Motiviert durch die Ereignisse sei der Plan nun, Geld zu sparen, um erneut an diesen Ort zurückkehren zu können.
Auf die Frage an Frau H., was sie zu der Übernahme der Hin- und Rückfahrt der Familie B. motiviert habe, erklärt diese: „Ich mag Menschen einfach. Ich muss nicht zwingend jeden Sonntag in die Kirche gehen, aber, wenn ich jeden Tag etwas Gutes für einen Menschen getan habe, dann habe ich auch etwas in Gottes Sinne getan.“
Es müsse viel mehr Möglichkeiten zu derlei Projekten geben, denn es wäre wünschenswert, vielen Betroffenen durch solch schöne Erlebnisse Abstand von ihrem täglichen Leiden zu gewähren. Jeder Mensch zähle und alles Gute, was den Menschen zu Teil werde, pflanze sich im Laufe des Lebens fort, so die feste Überzeugung der Frau H. zum Abschluss des Interviews.
Das „Bündnis gegen Depressionen e.V.“ bedankt sich bei allen, die durch ihre Großzügigkeit und Schaffenskraft zur Verwirklichung dieses Projektes beigetragen haben und wünscht Familie B. noch viele schöne gemeinsame Erlebnisse und Erinnerungen.